Lucien Favre ist insbesondere unter BVB-Fans immer in der Diskussion. Der Berliner Sportjournalist Michael Jahn hat 2019 das Buch “Lucien Favre – Der Bessermacher” über den Schweizer Trainer veröffentlicht. Im Interview sprechen wir mit Jahn über Lucien Favre.
Fwmfl: Lieber Herr Jahn, bitte stellen Sie sich unseren Lesern vor.
Michael Jahn: Ich war 30 Jahre Sportredakteur bei der Berliner Zeitung, konnte von zahlreichen Welt-und Europameisterschaften und zwei Olympischen Spielen berichten. Beinahe 25 Jahre habe ich als Reporter die Mannschaft und den Verein von Hertha BSC begleitet. Heute arbeite ich noch als freier Mitarbeiter für die Berliner Zeitung und schreibe eine wöchentliche Kolumne über Hertha BSC. Ich habe zahlreiche Bücher über die Hertha geschrieben, die alle im Verlag Die Werkstatt (Göttingen) erschienen sind. Ein Buch über den Trainer Lucien Favre konnte ich im Arete-Verlag Hildesheim veröffentlichen.
Fwmfl: Herr Jahn, wie würden Sie Lucien Favre in drei Sätze beschreiben?
Michael Jahn: Favre ist ein äußerst akribischer Trainer, ein detailversessener Mann. Er kann ein sehr charmanter Plauderer sein, wenn man sein Vertrauen besitzt. Und er versteht unglaublich viel vom modernen Fußball.
Fwmfl: Wann haben Sie gemerkt, dass Lucien Favre das Zeug hat, ein sehr erfolgreicher Trainer zu werden?
Michael Jahn: Das merkte ich recht schnell, als ich Favre beinahe täglich bei seiner Arbeit bei Hertha BSC beobachten konnte. Wir hatten recht schnell auch einen guten Draht zueinander gefunden – freundlich und professionell.
Fwmfl: Was war Ihres Erachtens die größte Leistung von Lucien Favre in seiner Trainerkarriere?
Michael Jahn: Ich glaube, das war seine Tätigkeit bei Borussia Mönchengladbach, als er die Mannschaft zuerst vor dem beinahe sicheren Abstieg bewahrte und später bis in die Champions League führen konnte.
Fwmfl: Ein kleiner Exkurs: Wie hat sich in Ihrer Laufbahn der Sportjournalismus verändert?
Michael Jahn: Da hat sich mit dem Internet und dem folgenden Online-Journalismus sehr viel verändert. Alles ist schneller geworden, flüchtiger, aber nicht unbedingt besser. Gute Hintergrund-Storys sind seltener geworden. Oft wird nur flüchtig recherchiert. Das liegt aber auch an den Vereinen, etwa in der Bundesliga. Alles ist unnahbarer und distanzierter im Verhältnis Spieler, Trainer und Medien. Die Vereine steuern ihre Medienpolitik sehr stark. Mal wie einst ein Bier mit einem Profi in lockerer Atmosphäre zu trinken, ist heute undenkbar geworden.
Fwmfl: Zurück zu Lucien Favre. Was denken Sie, Herr Jahn, wird er in der neuen Saison Deutscher Meister?
Michael Jahn: Das glaube ich nicht. Ich würde es ihm gönnen, aber der FC Bayern scheint mir zu stark zu sein.
Fwmfl: Und zum Abschluss: Bitte erzählen Sie uns eine interessante Anekdote aus Ihrer Journalisten-Laufbahn.
Michael Jahn: Da gibt es sehr viele. Ein kleines Beispiel: Als Jugendlicher war ich ein ganz großer Fan von Pele. Ich habe alles verschlungen, was über den Brasilianer erschienen ist, alle Berichte im Fernsehen verfolgt. Er war für mich ein unglaublicher Spieler und noch heute der beste Kicker, der zurückliegenden 60 Jahre. Als ich 1995 zu einem Vorbereitungsturnier der Engländer vor der EM, die 1996 stattfand, auf der Insel weilte, saß ich im Stadion von Nottingham bei einem Länderspiel auf der Tribüne. Direkt eine Reihe vor mir, kam plötzlich Pele, der als Ehrengast eingeladen war. Nach einigen Minuten traute ich mich, tippte Pele auf die Schulter und wir plauderten ganz kurz. Zum ersten Mal überhaupt ließ ich mir ein Autogramm geben. Das habe ich noch heute.
Fwmfl: Vielen Dank für dieses Interview!
Michael Jahns Buch “Lucien Favre: Der Bessermacher” findet Ihr als Hörbuch in der Football was my first love App. Das Buch findet Ihr bei den Kollegen vom Arete Verlag.